Der Begriff „Spontanheilung“ ist u.a.durch Forschungen am Klinikum Nürnberg einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Die Mitarbeiter der „Arbeitsgruppe Biologische Krebstherapie“ in Nürnberg, die von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird, haben in den vergangenen Jahren 25 ungewöhnliche Krankengeschichten von Krebspatienten gesammelt und analysiert.
Mediziner sprechen von Spontanheilungen, wenn sie auf Fälle stoßen, die sich wissenschaftlich derzeit nicht erklären lassen, weil kein Zusammenhang mit einer anerkannten Therapiemethode erkennbar ist oder weil der Krankheitsverlauf dem widerspricht, was in der klinischen Praxis zu erwarten wäre. Bei vielen Krebserkrakungen bietet auch die beste medizinische Behandlung in fortgeschrittenen Phasen der Erkrankung kaum mehr realistische Heilungschancen.
Wenn es gelänge, im Vergleich unterschiedlicher Heilungsgeschichten bestimmte biologische, psychologische oder andere Gemeinsamkeiten zu finden, wäre das ein Quantensprung in der Medizin. Bisher aber stehen nicht genügend aussagefähige Patientengeschichten zur Verfügung, die dem hohen Standard der Wissenschaft entsprechen.
Dafür gibt es zwei Gründe: Selten nur veröffentlichen niedergelassene Ärzte ungewöhnliche Heilungsfälle, auch in den Kliniken gibt es keine Aufzeichnungen, die unabhängigen Forschern zugänglich wären. Bis vor wenigen Jahren galten ja Spontanheilungen im „Endstadium“ einer Krebserkrankung als undenkbar, weshalb die Ärzte eher annahmen, es könnten sich am Ende doch Chemotherapeutika oder andere Mittel durchgesetzt haben, auch wenn deren Gabe schon längere Zeit zurücklag und die Patienten als unheilbar entlassen worden waren.
Tatsächlich gibt es nach Vermutungen von Medizinern erheblich mehr Fälle ungewöhnlicher Heilungen als die meisten Menschen für möglich halten, aber auch wesentlich weniger, als die Betroffenen erhoffen.
Die statistischen Chancen, dass bei Krebserkrankungen spontane Rückbildungen auftreten, liegen durchschnittlich zwischen 1 : 60 000 und 1 : 100 000, sagen die Forscher. Bei einzelnen Krebsarten aber kann die Spontanremissionsrate deutlich höher sein, bei bestimmten Formen des kindlichen Neuroblastoms zum Beispiel sind plötzliche Rückbildungen sogar die Regel. Grundsätzlich, das legen die klinischen Erfahrungen nahe und zeigen weltweite Dokumentationen, sind bei jeder Krebsart und in jedem Stadium in Einzelfällen plötzliche Heilungen möglich.
Die Arbeitsgruppe Biologische Krebstherapie an der Medizinischen Klinik 5 des Klinikum Nürnberg hat sich intensiv mit diesem Gebiet auseinandergesetzt. Sie kann aber derzeit keine Aussagen über mögliche Konsequenzen für die Therapie machen. Jede der sehr seltenen Spontanheilungen sind Ausdruck eines besonderen Verlaufs und einer individuellen Krankengeschichte. Was für den einen Patienten gut war, kann für den anderen ohne therapeutischen Effekt sein.
Die Pionierarbeit in Nürnberg hat zur Anerkennung des Phänomens in medizinischen Fachkreisen beigetragen, die Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe wurden u.a. von Dr. Herbert Kappauf veröffentlicht.
In der klinischen Praxis setzen die Ärzte in Nürnberg alle aktuellen und anerkannten Diagnose- und Behandlungsmethoden der Onkologie, Hämatologie und Psychoonkologie ein. Andere Verfahren, wie sie im Film "Rätselhafte Heilung" dargestellt wurden, finden derzeit keine Anwendung. Bitte beachten Sie diesen Hinweis, falls Sie sich an die Arbeitsgruppe Biologische Krebsabwehr wenden wollen.
Die Adresse des Klinikum Nürnberg und der Arbeitsgruppe biologische Krebstherapie sowie weitere Adressen (auch zu diesem Themenkomplex) finden Sie in der Rubrik Kontakte.